Unsere Veranstaltung "Die Zukunft der Landwirtschaft" am 15.11.2018 stieß auf breites Interesse. Der Sozial- und Wirtschaftswisssenschafter aus der Bundesanstalt für Bergbauernfragen, Mag. Dr. Hovorka brachte uns die Reformvorschläge der EU-Kommission zur Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) näher. Der Agrarwissenschafter Dr. Josef Hoppicher, ebenfalls Experte der BABF, unter anderem für die Risikoabschätzung von Gen- und Biotechnologie, referierte über Pestizide zwischen Produktionssicherung und ökologischen Risiken, wobei er den Beitrag der Pflanzenschutzmittel zu ersterer in Frage stellte, ein leidenschaftliches Plädoyer für eine giftfreie Landwirtschaft hielt die erwiesene Bienengiftigkeit von Neonikotinoiden und die möglichen Gefahren von Glyphosat & Co. für die menschliche Gesundheit aufzeigte. Schließlich sprach der Biologe Dr. Karl Plsek aus dem Gesundheitsministerium, der die Entwicklung der ökologischen Landwirtschaft in Österreich und international bereits seit Jahren begleitet, über die soeben beschlossene neue EU-Bio-Verordnung und ihre Bedeutung für Konsumentinnen und Konsumenten. Sein Referat verdeutlichte, dass die Qualitätsvorteile von "Bio" vor allem in der Erhaltung natürlicher Ressourcen liegen, während von Seiten der Konsumierenden immer wieder die angenommene Freiheit von Pestizidrückständen als Kaufargument genannt wird.
Unter vielen anderen waren es insbesondere die zahlreich erschienenen BOKU-Studierenden und Absolvent:innen, die die anschließende rege Diskussion bereicherten. Die Bundesregierung wurde dafür kritisiert, sich in den Gestaltungsprozess der GAP-Reform zu wenig eingebracht und dadurch den österreichischen Standpunkt ungenügend vertreten zu haben. Eine fachgerechte Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln sei für jeden Landwirten verpflichtend, ein komplettes Verbot hätte jedoch enorme Ernteausfälle zur Folge; Herbizide wie Glyphosat seien zudem notwendig für eine pfluglose Bodenbearbeitung, welche durch die Anreicherung von Humus im Boden dessen nachhaltige Fruchtbarkeit gewährleistet und zum Klimaschutz beiträgt. Mehrere RednerInnen wiesen auf die mangelnde Wertigkeit von Lebensmitteln in der heutigen Gesellschaft hin, es wurden jedoch auch Bedenken zur ausreichenden Lebensmittelversorgung und -qualität von ärmeren Gesellschaftsschichten geäußert; einig war man sich darin, dass ein höheres Einkommen für die Bäuer:innen auch eine Frage des Lohnniveaus der Konsumierenden ist. In ihrem Schlusswort wies unsere Vorsitzende SR Dir. Dr. Maria Safer darauf hin, dass nicht nur Pestizidrückstände in der Nahrung gesundheitliche Probleme verursachen können, sondern auch mikrobiologische Giftstoffe Gefahren bergen.